Die Taliban*, die in Afghanistan an der Macht sind, haben den Zugang zum Internet in sechs Provinzen eingeschränkt, indem sie die Glasfasernetze des staatlichen Unternehmens Afghan Telecom abgeschaltet haben. Das berichtet Amu.tv.
Von den Einschränkungen betroffen sind die Provinzen Balkh, Kandahar, Helmand, Herat, Uruzgan und Nimroz. In Herat wurden die Arbeiten zur Erweiterung des Glasfasernetzes bereits vor etwa zwei Wochen gestoppt. Zwar funktioniert das Netz derzeit noch in staatlichen Einrichtungen und Wohnhäusern, doch die Taliban warnten vor möglichen Abschaltungen in naher Zukunft.
Die Maßnahmen haben in der Bevölkerung Besorgnis ausgelöst, da sie bereits jetzt die Kommunikation, den Zugang zu staatlichen Dienstleistungen und die Online-Aktivitäten in den betroffenen Regionen beeinträchtigen.
Der Pressesprecher des Gouverneurs von Balkh erklärte, dass das Verbot auf Anweisung des Taliban-Führers Hibatullah Achundsada verhängt worden sei, „um unmoralische Aktivitäten zu verhindern“. Den Angaben zufolge prüfen die Behörden die Einrichtung eines alternativen internen Netzes für die offizielle Nutzung.
Während die Taliban betonen, dass nur der Zugang zum Glasfaser-Internet eingeschränkt sei, berichten Einwohner von Masar-i-Scharif von einer vollständigen Abschaltung der Dienste von Afghan Telecom und anderen Kabelanbietern, sodass lediglich mobiles Internet verfügbar bleibt. Laut Quellen von Amu.tv wirkt sich dies negativ auf Online-Dienste, Bankgeschäfte, Fernunterricht und unternehmerische Tätigkeiten aus.
Afghanistan ist über Glasfasernetze mit fünf Nachbarstaaten verbunden. Die frühere Regierung hatte fast 150 Millionen US-Dollar in den Ausbau dieses Netzes investiert.
Menschenrechtsorganisationen und Experten für digitale Technologien warnen, dass die Beschränkung des Internetzugangs die Isolation des Landes verschärfen, den Zustand der Wirtschaft verschlechtern und der Bevölkerung den Zugang zu Bildung und Informationen entziehen könnte.